Goethe, Namen, Horoskope: Geplantes und Improvisiertes

Schall und Rauch?

Ich glaube nicht an Horoskope und Sternzeichen. (Warum das alles Humbug ist, hat Dr. Eckard von Hirschhausen treffend erklärt, daher erspare ich mir an dieser Stelle eine Begründung.) Ich glaube allerdings, dass die Jahreszeit, zu der man geboren wird, durchaus unser Wesen prägt. Es macht für meine Begriffe einen Unterschied, ob man seinen Geburtstag (zumal als Kind) draußen bei Sonnenschein feiert, wenn im Sommer die Tage lang und warm sind, oder im Winter, wenn es kalt ist und früh dunkel wird. Ich selbst bin beispielsweise Mitte Dezember geboren und mein Geburtstag ist deshalb für mein Empfinden stets ein Ereignis unter »Ferner liefen«, irgendwo zwischen Nikolaus und Weihnachten in der hektischen Adventszeit.

Als ich angefangen habe, die Geschichte um Theresia und Willem zu schreiben, habe ich mir deshalb explizit und dezidiert Gedanken darum gemacht, wann die beiden Geburtstag haben. Das hat verschiedene Gründe. Einer davon ist, dass die Geschichte sehr von den beiden Hauptpersonen getragen wird. Als Detail der Persönlichkeiten von Theresia und Willem war mir die Frage nach den Geburtstagen daher wichtig. Ein anderer Grund ist, dass es eine Zeitleiste gibt, entlang derer sich die Geschichte entwickelt, und an der liegen nun mal auch Geburtstage.

Mir war von Anfang an klar, dass Theresia ein Sommerkind sein musste. Gern würde ich zudem behaupten, dass ich ihren Geburtstag bewusst auf den 28. August gelegt habe. Tatsache jedoch ist: Der Grund dafür war schlicht das Wetter. Ende August ist Hochsommer. Das war der ausschlaggebende Punkt. Dass die Wahl auf den 28. fiel, war reiner Zufall. Erst danach habe ich recherchiert, welche berühmten Persönlichkeiten an diesem Tag Geburtstag haben und bin auf Goethe gestoßen. In der Folge ergeben sich daraus gewissermaßen kaskadierend diverse kleinere Aspekte: So weiß Willem, ob seiner klugscheißerischen Art von Theresia ohnehin gern mal als »Nerd« verspottet, zum Beispiel sofort, dass der 28. August auch Goethes Geburtstag ist. Zudem erzählt Theresia später, ihre Großmutter habe ihr »Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!« als Lebensmotto (und Auswahlkriterium für potenzielle Partner) mitgegeben.

Ich muss zugeben: All das war eher improvisiert als geplant. Erst gab es die Entscheidung für den 28. August als Theresias Geburtstag, dann die Erkenntnis über die besondere Bewandtnis dieses Tages und erst danach spontan das Herumspielen mit den Möglichkeiten, die sich daraus ergaben – bis hin zum Zitat aus Goethes Das Göttliche.

Ganz ähnlich verhält es sich mit den Namen. Theresia etwa kommt aus einer betuchten, gutbürgerlichen Familie mit einem gewissen Neureichen-Dünkel. Ihr Name musste daher etwas Traditionelles haben, ohne direkt altmodisch zu sein. Für mich stand außerdem auch von vornherein fest, dass Theresia und ihre Geschwister allesamt Doppelnamen haben würden. Theresia heißt mit zweitem Vornamen Aurelie – eine Namensgebung, die in erster Linie ein Schlaglicht auf ihre Eltern werfen soll: Konservativ, aber dann doch zugleich wieder betont individuell, international und bildungsbürgerlich.

Willem hingegen ist ein Arbeiterkind mit Multikulti-Hintergrund. Deshalb hat er einen eher schlichten Namen – und nur einen, obwohl seine Mutter Niederländerin ist und man insofern auch argumentieren könnte, mehrere Vornamen wären durchaus landestypisch.

Was Willem herausfindet, als er anlässlich Theresias Geburtstag Namensforschung betreibt, ist wiederum reiner Zufall: Dass Theres(i)a aus dem Altgriechischen stammt und sich möglicherweise von »die Wilde«, »Sommer« oder »Jägerin« herleiten lässt, passt ganz wunderbar sowohl zur jahreszeitlichen Thematik des Geburtstagskapitels als auch zu Theresias Charakter allgemein. Aber davon habe ich zu Beginn der Geschichte noch nichts geahnt. Auch dieser Aspekt ist ehrlicherweise letztlich passend gemacht. Eigentlich war mein Gedanke dabei nämlich nur, dass Willem Theresia ein schlichtes, aber zugleich kreatives Geburtstagsgeschenk machen würde. Alles andere ist improvisiert – selbst die Anspielung auf Theresa Berkley.

Lesefortschritt:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert